Schiesstraining vs. Schiessausbildung

Schiesstraining vs. Schiessausbildung

Landläufig werden die Begriffe Schiessausbildung und Schiesstraining oft synonym verwendet. Vielen Jägern und Schützen ist gar nicht bewusst, dass hier ein gewaltiger Unterschied besteht. In diesem Artikel möchte ich Aufklärungsarbeit leisten und kurz die Unterschiede allgemeinverständlich erläutern:

Was ist Schiesstraining?

Schiesstraining bezieht sich auf die praktische Übung im Schiessen mit Schusswaffen, um die in einer vorhergehenden Ausbildung erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse im Umgang mit den jewieligen Waffen zu verbessern. Schiesstraining, egal ob Kurzwaffentraining oder Langwaffentraining wird oft von Schiessvereinen oder auch Jagdverbänden angeboten. Doch woher sollen die zu trainierenden Fähigkeiten und Fertigkeiten stammen? Trainieren können wir nur das, was wir vorher gelernt haben - im Rahmen einer entsprechenden Ausbildung.

Was ist Schiessausbildung?

Ausbildung bezieht sich auf den Erwerb von grundlegendem Wissen sowie grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten, die dazu dienen, eine bestimmte Tätigkeit oder einen bestimmten Ablauf immer wieder ausüben zu können, wenn wir uns an das erworbene Wissen zurückerinnern. Eine gute Ausbildung schafft somit eine "Rückzugsposition", auf die ich mich entsinnen kann wenn ich eine bestimmte Tätigkeit ausüben möchte und gerade nicht weiß wie oder wo ich anfangen soll oder kann.

Gerade für den Umgang mit Schusswaffen ist eine dezidierte, methodische Langwaffen oder Kurzwaffenausbildung unerlässlich. Woher sollen wir sonst wissen, was wir später üben - also trainieren - sollen und vor allem wie?

Im Gegensatz zu z.B. einem Kurzwaffentraining oder einem Drückjagdtraining ist eine Schiessausbildung in der Regel länger und natürlich intensiver. Das macht auch sinn, denn Ausbildung konzentriert sich auf die Vermittlung von sowohl theoretischem Wissen als auch praktischen Fähigkeiten. Beide sind für den sicheren Umgang mit Schusswaffen absolut notwendig. Die Schusswaffenausbildung sollte grundsätzlich nicht auf bestimmte Berufe oder Anwendungsbereiche ausgerichtet sein, sondern sollte generisch sein - also auf alle Waffen, egal ob Kurzwaffe oder Langwaffe anwendbar sein. Speziell für Jäger macht eine entsprechende Grundlagenausbildung Sinn, da die Kurzwaffe auf der Jagd eine wichtige Rolle einnimmt.

In einer Schiessausbildung werden die Grundlagen vermittelt, die alle Anwender - egal ob Jäger, Sportschütze oder behördlicher Anwender - benötigen, um eine grundsätzliche Zielgenauigkeit und Schusstechnik herzustellen. Eine solche Schiessausbildung beinhaltet in der Regel ein umfassendes Lehrprogramm, das die Teilnehmer auf ihre praktische Teilnahme vorbereitet und sowohl ihre Sicherheit als auch den Erfolg in der praktischen Umsetzung gewährleistet.

 

Unterschiedliche Dauer

Schiesstraining ist meistens kürzer als eine Ausbildung, es kann entweder als einmaliges Ereignis oder als regelmässige Übung durchgeführt werden. Letzteres ist die Empfehlung, denn die routinierte Anwendung der in z.b. Einer Kurzwaffenausbildung gelernten Basics erfordert regelmässige Übung und Anwendung bei entsprechenden Kurzwaffentrainings. Auch ein einzelnes Drückjagdtraining hilft einem Jäger nicht besonders viel weiter, wenn er a) nicht über entsprechende Grundlagen aus einer Langwaffenausbildung verfügt und b) diese Grundlagen nicht regelmässig übt.

Die Dauer einzelner Übungseinheiten hängt dabei von der Anzahl der Teilnehmer bei z.B. einem Kurzwaffentraining oder Langwaffentraining und der Anzahl der Schiessübungen ab. Schiesstraining kann in der Regel innerhalb eines Tages durchgeführt werden, eine Waffenausbildung hingegen erfordert einen höheren Zeitansatz von mehreren Tagen bis hin zu mehreren Wochen oder Monaten.

Inhalte

Eine abgerundete Ausbildung beinhaltet immer eine Kombination aus theoretischem Wissen und praktischen Übungen, um den Teilnehmern das notwendige Wissen und die Fähigkeiten für den sicheren Umgang - hier mit Schusswaffen - zu vermitteln.

Schiesstraining konzentriert sich hauptsächlich auf das Schiessen selbst. Die Teilnehmer üben das Zielen, Schiessen und Waffenhaltung, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Es gibt eine Struktur in Form der Abfolge von Übungen, jedoch selten  strukturierte Lektionen oder Lehrpläne, die die Teilnehmer absolvieren müssen um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Schiessausbildung hingegen beinhaltet eine breitere, relevante Palette von Themen, einschliesslich Waffensicherheit sowie Waffengesetzgebung, Schiesstechniken, Verhalten in Stresssituationen und Notfallprotokolle. Die Teilnehmer müssen einen Lehrplan absolvieren und sich auch an bestimmte Vorschriften (z.B. Sicherheitsregeln und "Spielregeln") halten.

Kosten

Schiesstraining - z.B. in Form eines Kurzwaffentrainings - kann relativ günstig sein, da es in der Regel nur aus einer oder wenigen Schiessübungen besteht und der zeitliche Ansatz eher kurz ist. Die Gesamtkosten hängen jedoch von der Anzahl der Schiessübungen, der Art der benutzen Waffen und der Anzahl der Teilnehmer ab.

Schiessausbildung hingegen ist aufgrund der höheren Qualität meist rein monetär gesehen teurer als reine Trainings (alleine schon wegen der formalen Struktur und dem Anspruch der Ausbildung), jedoch ist eine Ausbildung eher als eine Investition in sich selbst zu sehen. Die Kosten hängen natürlich auch von der Dauer der Ausbildung und dem Umfang des Angebots ab, wobei z.B. ein Kurzwaffentraining eher wie eine Instandhaltung zu sehen ist, bei der ein bereits vorhandenes System "instand" gehalten wird.

Vor- und Nachteile von Schiesstraining und Schiessausbildung

Schiesstraining hat den Vorteil, dass es flexibler und kostengünstiger ist. Es kann relativ spontan von Einzelpersonen oder Gruppen durchgeführt werden, die ihr Können verbessern möchten. Schiesstraining kann auch eine gute Möglichkeit sein, um mit anderen Schützen in Kontakt zu kommen und Erfahrungen auszutauschen und somit eine soziale Komponente erfüllen.

Ein Nachteil von Schiesstraining ist jedoch, dass es nicht so strukturiert ist wie eine formale Schiessausbildung und der Grad an Wissensvermittlung - wenn überhaupt - deutlich geringer ist.

Schiessausbildung hingegen hat den Vorteil, dass sie strukturiert und vor allem umfassend ist - und der Teilnehmer sich auf die Inhalte zurückbesinnen kann. Sie vermittelt den Teilnehmern ein notwendigerweise breites Spektrum an sowohl theoretischem Wissen als auch an praktischen Fähigkeiten und bereitet sie auf den Umgang mit z.B. ihren Jagdwerkzeugen in einer professionellen Lernumgebung vor. Oft erhalten die Teilnehmer am Ende der Ausbildung Zertifikate und Zusammenfassungen der Ausbildung, die ihre Fähigkeiten und Kenntnisse bescheinigen.

Fazit

Schiessstraining und Schiessausbildung sind zwei unterschiedliche Methoden, um die Fähigkeiten im Umgang mit Schusswaffen zu verbessern.

Beide Methoden haben ihren Platz und eignen sich für unterschiedliche Zielgruppen, wobei die Reihenfolge immer “zuerst Ausbildung, dann Training” sein sollte. Andersherum macht es wenig Sinn, da wir sonst nicht wissen, was wir überhaupt trainieren sollen oder auch trainieren können.

Ein Kurzwaffentraining oder Langwaffentraining, bei dem wir nicht auf ein vorher ausgebildetes methodisches Wissen zurückgreifen kann, kann sogar gefährlich sein:

Es kann dazu führen, dass wir Abläufe oder Techniken trainieren und uns somit angewöhnen, die unsicher oder ineffizient oder sogar beides sind. Dies macht uns dann nicht zu besseren Schützen oder Jägern, sondern zu gefährlicheren für uns und unsere Umwelt.

Es ist daher wichtig, die Unterschiede zwischen beiden Methoden zu verstehen und zu entscheiden, wann welche Methode am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt.

 

Wenn Du weitere Fragen zu dem Thema "Kurzwaffentraining" und speziell das Thema "realitätsnahe Kurzwaffenausbildung" hast, dann kannst Du jetzt HIER einen kostenlosen Info-Call mit mir buchen!


ÜBER DEN AUTOR

Autor

Christian Bender

Christian Bender ist Experte für Resilienztraining und stressresistente Waffenhandhabung. Er ist seit 1994 Jagdscheininhaber, zertifizierter Schiessausbilder und u.a. Mitglied der "International Association of Law Enforcement Firearms Instructors" IALEFI. Christian Bender hat bereits zahlreiche Fachartikel und Vorträge zu den Themen Waffenhandhabung, Schiesstechnik, Ballistik und vielen anderen, relevanten Themengebieten verfasst, in denen er sein Wissen und seine Expertise geteilt hat.

Durch diesen Blog kannst Du von seinem geballten Wissen und von seinen fast 30 Jahren Erfahrung in den Bereichen Jagd und praktische Schießausbildung profitieren.